Thoraxchirurgie
Ärzteteam:
OA Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Florian Augustin, MBA
OA Dr. Paolo Lucciarini
OA Priv.-Doz. Dr. Herbert Maier
Spezialsprechstunde
Mittwoch 9.00 bis 15.30
Tel. +43 (0)50 504 22511
A-6020 Innsbruck, Anichstraße 35, Haus 8, EG, Ambulanz
Als Arbeitsgruppe Thoraxchirurgie behandeln wir alle chirurgischen Erkrankungen der Lunge, der unteren Atemwege sowie des Brustfellraumes. Seit mehr als 15 Jahren werden dafür hauptsächlich minimal-invasive Techniken, also die sogenannte Knopflochchirurgie angewendet, die zu einer deutlichen Reduktion der Schmerzen und der postoperativen Einschränkung führen.
Auch wenn wir danach streben chirurgisch bedingte Einschränkungen zu reduzieren, so sind Knopfloch-Techniken nicht in allen Fällen geeignet. In einem ausführlichen Aufklärungsgespräch nehmen wir uns gerne Zeit, Vor- und Nachteile der Techniken mit Ihnen zu besprechen, und zu klären, welcher Zugangsweg in Ihrer individuellen Situation der Beste ist.
Lungenkrebs (Lungenkarzinom, Bronchialkarzinom)
Lungenkrebs ist ein bösartiger Tumor in der Lunge, der sehr gefährlich sein kann. Symptome, wie Hustenreiz, Schmerzen oder Kurzatmigkeit, treten in der Regel erst sehr spät auf. Hauptursache für die Entstehung eines Lungenarzinoms ist das Rauchen.
Lungenkrebs – Überblick
In der Lunge kennt man gut- oder bösartige Tumore. Während gutartige Tumore nur selten therapiert werden müssen, stellen bösartige Lungentumore, auch als Lungenkrebs, Bronchialkarzinom oder Bronchuskarzinom bezeichnet, eine gefährliche Erkrankung dar. Wie bei jeder Krebsart entsteht auch der Lungenkrebs aus einer Zelle, deren Erbgut durch unterschiedliche Ursachen verändert wird. Die Zelle mutiert und kann sich ungehindert teilen. Man kennt unterschiedliche Risikofaktoren, die diese Mutationen verursachen, das größte Risiko stellt aber nach wie vor der Zigarettenrauch dar. Aber auch andere Schadstoffe oder Chemikalien, die wir einatmen können ein Bronchialkarzinom verursachen.
Lungenkrebs stellt die zweithäufigste Tumorerkrankung beim Mann und bei der Frau dar. Die Behandlung eines Lungentumors richtet sich vor allem nach der Ausdehnung der Erkrankung. In den nächsten Abschnitten werden einige Aspekte zur Diagnostik und Behandlung erklärt. Da die Therapie eines Lungentumors von vielen Faktoren abhängt, wird in aller Regel für jede/n Patient/in ein genau abgestimmter Therapieplan im Rahmen eines Tumorboards empfohlen.
Ein Lungenkrebs lässt sich oft erfolgreich behandeln, als Therapieoptionen stehen die Chirurgie, Bestrahlung oder auch medikamentöse Therapie in Form von Chemotherapie, Immuntherapie oder zielgerichteter Therapie zur Verfügung.
Wie bei jedem anderen Tumor gilt auch für das Lungenkarzinom: Je früher der Tumor diagnostiziert wird, desto höher sind die Überlebenschancen.
Unterschiedliche Lungenkrebs-Arten
Bösartige Veränderungen der Lunge werden als Bronchialkarzinom bezeichnet. Anhand unterschiedlicher Merkmale der einzelnen Tumorzellen können Subtypen unterschieden werden. Grob wird ein selteneres kleinzelliges (small cell lung cancer, SCLC) und nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom (non-small cell lung cancer, NSCLC), das häufiger vorkommt, unterschieden. Diese Unterscheidung wurde aufgrund des sehr unterschiedlichen Verlaufes dieser Tumore vorgenommen: kleinzellige Bronchialkarzinome wachsen schneller und aggressiver, streuen auch früher in umliegende Lymphknoten oder entfernte Organe. Nicht-kleinzellige Tumore können in viele weitere histologische Subtypen aufgegliedert werden, Adenokarzinome und Plattenepithelkarzinome sind dabei die größten Gruppen.
Alle bösartigen Tumore besitzen das Potential, sich auszubreiten und in andere Organe zu streuen. Betroffen können dabei entweder umliegende Lymphknoten oder auch andere Organe sein. Eine solche Ausbreitung wird als Streuung oder Metastasierung bezeichnet. Die Ausbreitung eines Tumors ist direkt mit der Prognose des Tumors verbunden. Um die Ausbreitung einer Tumorerkrankung einzuteilen, wird das TNM System verwendet, wobei T für die Tumorgröße, N für die Ausbreitung in Lymphknoten, und M für die Ausbreitung in andere Organe steht. Die Ausbreitung eines Lungentumors ist einer von mehreren Faktoren, die über die möglichen Therapieoptionen entscheidet.
Daneben gibt es mittlerweile andere Tumormerkmale, wie die Ausprägung von Oberflächenmolekülen oder bestimmte Mutationen, welche ebenfalls für die Wahl einer medikamentösen Therapie entscheidend sein können.
In Ihrem ärztlichen Bericht werden all diese Therapie-relevanten Informationen angeführt. Gerne nehmen wir uns im Gespräch Zeit, die Befunde mit Ihnen durchzugehen.
Risikofaktoren und Häufigkeit des Bronchialkarzinoms
Zigarettenrauch gilt nach wie vor als der wichtigste Risikofaktor, neun von zehn PatientInnen, die an einem Lungenkrebs erkranken, sind aktive oder Ex-Raucher. Etwa jeder vierte Erwachsene in Österreich raucht. Entscheidend ist dabei wie lange und wie viel man raucht. Gemessen wird das Rauchverhalten in Packungsjahren: ein Jahr lang täglich eine Packung Zigaretten entspricht einem Packungsjahr (engl. packyear). Mit dem Rauchen aufzuhören kann zu jeder Zeit das Risiko eines Lungentumors reduzieren! Sollten Sie medizinische Unterstützung für eine Raucherentwöhnung brauchen, wenden Sie sich gerne an uns!
Radon, Passivrauchen, oder die Exposition gegenüber krebserregenden Stoffen am Arbeitsplatz sind weitere bekannte Risikofaktoren. Pro Jahr erkranken in Österreich mehr als 4700 Patientinnen und Patienten an einem Lungenkrebs. Dies entspricht einer Inzidenz von 55 Fällen pro 100000 Einwohner pro Jahr. Noch häufiger werden in Österreich bei Männern nur das Prostatakarzinom und bei Frauen ein Brustkrebs diagnostiziert. Lungenkrebs bleibt jedoch schon über Jahre die häufigste Krebstodesursache.
Symptome
Lungenkrebs macht sich oft erst spät bemerkbar. Ein kleines Bronchialkarzinom macht nur in seltenen Fällen Beschwerden. Bei vielen PatientInnen in diesem Stadium wird ein Tumor zufällig entdeckt. Bei zunehmender Größe oder auch Metastasierung in andere Organe treten Symptome auf, wie Husten, Heiserkeit, Knochenschmerzen, Übelkeit oder neurologische Ausfälle. Fieber, Gewichtsverlust oder Nachtschweiß können ebenso auftreten. Nicht alle dieser Symptome bedeuten, dass jemand an Lungenkrebs leidet. Sollten Sie dennoch beunruhigt sein, reden Sie mit Ihrem praktischen Arzt über Ihre Symptome und die weiteren Schritte in der Abklärung.
Diagnose Lungenkrebs
Häufig werden Lungentumore zufällig bei Röntgen- oder Computertomographieaufnahmen entdeckt. Abhängig von der Größe eines sogenannten Lungenrundherds und dem Rauchverhalten des/der Patientin wird das weitere Vorgehen besprochen. Bei begründetem Verdacht wird versucht eine Gewebsprobe aus der Veränderung zu erhalten. Dies ist notwendig, um auch die weitere Therapie zu planen. Gewebsproben werden häufig im Rahmen einer Bronchoskopie, einer Spiegelung der Luftröhre und Bronchien, gewonnen, alternativ kann man auch durch eine CT-gesteuerte Punktion Gewebe bekommen. Beide Techniken haben ihre Vor- und Nachteile. Anhand der Tumorlage entscheiden Ihre behandelnden ÄrztInnen über die ideale Technik.
Neben der Gewebsgewinnung gibt es eine Reihe weitere Untersuchungen, die man zur genaueren Einteilung verwenden kann. Dazu gehören die Suche nach Absiedlungen durch eine PET-CT (Positronenemissionstomographie) oder die Abklärung von vergrößerten Lymphknoten durch einen EBUS (endobronchialer Ultraschall).
Am Ende jeder Abklärung sollte eindeutig geklärt sein, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt. Anschließend wird anhand der bildgebenden Tumorausdehnung die Therapie von Lungenkarzinomen geplant.
Therapie
Die Therapie eines Bronchialkarzinoms hängt von der Tumorausdehnung ab. Kleine Tumore ohne Streuung können meist sehr gut lokal therapiert werden. Viele der Bronchialkarzinome werden leider erst sehr spät diagnostiziert, man spricht von einem fortgeschrittenen oder hohen Tumorstadium. Häufig ist in dieser Situation eine Heilung nicht mehr möglich, moderne Therapien helfen jedoch ein Tumorwachstum zu bremsen. Bei bestimmten Tumormerkmalen können mit zielgerichteten Therapien sogar trotz ausgedehnter Metastasierung sehr gute Therapieerfolge erzielt werden. Hierfür sind häufig spezielle Untersuchungen nötig. Um Ihnen die bestmögliche Therapie empfehlen zu können, müssen in vielen Fällen diese Spezialuntersuchungen abgewartet werden.
Anhand der gesammelten Informationen über die Tumorerkrankung wird im Rahmen des Tumorboards, an dem ÄrztInnen aus vielen Disziplinen teilnehmen, eine Therapieempfehlung festgehalten, die wir mit jedem/r PatientIn ausführlich besprechen. Natürlich kann Ihre Vertrauensperson an diesem Gespräch teilnehmen.
Operative Entfernung eines Lungentumors
Bei lokal begrenzter Tumorausbreitung und ausreichender Lungenfunktion erfolgt in aller Regel eine operative Entfernung des Lungentumors. Dies kann entweder primär erfolgen, alternativ kann das Tumorboard auch eine medikamentöse Therapie (Chemo- und/oder Immuntherapie) vor der Operation empfehlen. Sollten Sie Fragen zu Ihrem Therapieplan haben, nehmen wir uns gerne Zeit, Ihnen alles zu erklären.
Lungenoperationen finden in Vollnarkose statt. In über 80% aller operablen Lungenkarzinome verwenden wir einen minimal-invasiven Zugang, bei dem drei Schnitte auf der betroffenen Brustkorbseite angelegt werden. Über diese drei Inzisionen werden Blutgefäße und der entsprechende Teil der Bronchien durchtrennt, sodass der Lungenanteil mit dem Tumor entfernt werden kann. Zusätzlich werden umliegende Lymphknoten entfernt, damit die Tumorausbreitung auch mikroskopisch untersucht werden kann.Am Ende der Operation wird eine Drainage eingelegt, die Luft und Wundsekret ableiten soll. Die Narkose wird beendet und alle PatientInnen werden wach und selbstatmend auf eine Überwachungsstation überstellt. Meist können unsere PatientInnen nach zwei bis drei Stunden wieder auf die Normalstation gebracht werden.
Weiterer stationärer Aufenthalt
Bereits am ersten Tag nach der Operation werden unsere PatientInnen durch unser Pflegepersonal aus dem Bett begleitet. Bei normalem Verlauf kann die Drainage am zweiten bis dritten Tag entfernt werden. Bei normalem Kontrollröntgen und unauffälligen Laborbefunden am Folgetag besprechen wir mit unseren PatientInnen den optimalen Zeitpunkt der Entlassung. Zu jeder Zeit Ihres Aufenthalts können Sie mit uns über Ihren Genesungsverlauf sprechen, wir sind gerne bereit Ihnen detaillierte Auskünfte zu geben.
Nach der Entlassung
Unser Ziel sind PatientInnen, die sich zuhause selbst versorgen können. Nach diesem Ziel wird auch der Entlassungstag gewählt. Dementsprechend gibt es wenige Einschränkungen unsererseits für die erste Zeit zuhause. Eine körperliche Schonung bis zum Abheilen der Wunden bedeutet große Anstrengungen zu vermeiden. Tägliche, auch ausgedehnte Spaziergänge sind jedoch durchaus zu empfehlen. Innerhalb der ersten 6 Monate erholt sich die Funktion der verbleibenden Lunge. Physiotherapie und angeleitetes Training im Rahmen einer Reha können helfen, die Funktion von Herz, Muskulatur und Lunge weiter zu verbessern. Gerne beraten wir Sie bei Fragen zum weiteren Verlauf.
Innerhalb von 10 Tagen nach Entlassung erhalten Sie einen Kontrolltermin in unserer thorax-chirurgischen Sprechstunde, bei dem wir uns von Ihrem Verlauf ein Bild machen wollen. Bei diesem Termin besprechen wir auch das Ergebnis der histologischen Aufarbeitung des Tumors und der Lymphknoten und die Empfehlung zur weiteren Therapie aus dem Tumorboard mit Ihnen.
Sollten Sie nach Entlassung beunruhigende Beschwerden entwickeln, so müssen Sie nicht auf diesen Kontrolltermin warten. Häufig können wir telefonisch Ihre Anliegen klären oder bei Bedarf auch einen früheren Termin vereinbaren!
Weitere Therapien
Neben der chirurgischen Therapie eines Bronchuskarzinoms gibt es viele weitere Therapien, die abhängig von der Befundkonstellation auch in Kombination angewendet werden können. Sollten Sie weitere Fragen zu Ihrem Therapieplan aus unserem Tumorboard haben, oder auch eine Zweitmeinung zu Ihrem Lungenkrebs-Behandlungsplan aus einem anderen Tumorboard wünschen, vereinbaren Sie einfach einen Termin in unserer Sprechstunde!
Entzündungen der Lunge und der Brusthöhle
Pneumonie (Lungenentzündung), Pleuraempyem (Eiteransammlung in der Brusthöhle), Tuberkulose, Bronchiektasen, Aktinomykose, Aspergillose, Lungenabszess
Lungenemphysem
Das Lungenemphysem ist eine krankhafte Überblähung der Lunge. Meist tritt es als Folge einer chronischen Bronchitis bei Rauchern ab dem 50. Lebensjahr auf. Sehr selten handelt es sich auch um einen angeborenen Enzymdefekt (Alpha-1-Antitrypsin-Mangel), der bereits bei Patienten unter 40 Jahren zum Emphysem führt. Daneben gibt es aber auch berufsbedingte Ursachen. Symptome sind Leistungsminderung, Atemnot, ein fassförmiger Brustkorb und chronischer Husten. Die Diagnose wird durch ärztliche Untersuchung, Lungenröntgen, Lungenfunktionstestung und Blutgasanalyse gestellt. Die Behandlung besteht aus Raucherentwöhnung, bronchienerweiternden Medikamenten, Sauerstoffgabe. Im fortgeschrittenen Stadium kann in ausgewählten Fällen durch eine sogenannte Lungenvolumsreduktion (LVRS) eine Verbesserung der Symptomatik erreicht werden. Diese Operation wird minimal invasiv durchgeführt (Knopflochchirurgie). Eine Therapieplanung erfolgt in enger Abstimmung mit LungenfachärztInnen, die in aller Regel auch die Abklärung übernehmen. Sollten Sie wissen wollen, ob eine Lungenvolumsreduktion Ihnen helfen kann, besprechen Sie diese Option mit Ihrem Lungenfacharzt!
Veränderungen des Lungen- und Rippfells
Pleuraerguss, Pleuraempyem, Pleuramesotheliom, Pleurakarzinose
Pneumothorax
Unter einem Pneumothorax versteht man einen Kollaps einer Lunge und eine Ansammlung von Luft zwischen Rippen- und Lungenfell. Zu einem Pneumothorax kann es spontan, nach einem Unfall oder auch nach medizinischen Eingriffen wie z.B. Punktionen kommen. Am häufigsten ist der spontane idiopathische Pneumothorax, der ohne Vorerkrankung auftritt und meist junge, schlanke Männer betrifft. Die Behandlung erfolgt beim erstmaligen Auftreten in aller Regel durch Anlegen einer Drainage in den Brustkorb, bei einem erneuten Auftreten (Rezidiv) auf der gleichen Seite wird ein operativer Eingriff empfohlen. Zumeist genügt ein minimal-invasiver Eingriff (Knopflochchirurgie).
Trichterbrust
Diese Deformität des Brustkorbes wird wahrscheinlich durch eine Fermentstoffwechselstörung des Rippenknorpels verursacht. Häufig findet sich eine familiäre Belastung. Diese Veränderungen korrigieren wir heute ebenfalls auf minimal invasivem Weg (Knopflochchirurgie) mittels Operation nach Nuss, bei dem für einen gewissen Zeitraum eine stabilisierende Metallschine eingeführt wird. Wegen der Elastizität des Thorax liegt der ideale Zeitpunkt für den Eingriff kurz vor der Pubertät, kann aber auch noch im Erwachsenenalter durchgeführt werden. Die seitlich gelegenen Narben sind kaum sichtbar.
Tumoren der Thoraxwand
Gutartige: Fibrome, Lipome, Granulome
Bösartige: Sarkome, sekundäre (Rezidive v.a. bei z.B. Mammakarzinom)
Angeborene Fehlbildungen der Lunge
Bronchogene Zyste, Kongenitale Bronchusatresie, Lungendysplasie, Lungenzysten, Arterio-venöse Malformationen, Lungensequester
Die Behandlung dieser Fehlbildungen besteht je nach Symptomatik in der chirurgischen Entfernung der betroffenen Veränderung oder des betroffenen Lungenanteils. Idealerweise sollen die Operationen so früh als möglich, manchmal sogar schon im Säuglingsalter erfolgen.
Thoraxtraumen
Lungenkontusionen, Einrisse von Lungenparenchym, Trachea, Bronchien, Speiseröhre, Hämatothorax (Blutung in die Pleura), traumatischer Pneumothorax