Endokrine Chirurgie
Endokrinologiezentrum Innsbruck
Ärzteteam:
OA Dr. M. Eberwein
OA Dr. A. Lorenz, FEBS
OÄ Dr.in F. Cakar-Beck
Dr.in Magdalena Sacher
Spezialsprechstunde:
Dienstag 09:30 bis 14:00
Tel. +43 (0)50 504 22511
A-6020 Innsbruck, Anichstraße 35, Haus 8, EG, Ambulanz
In der Spezialsprechstunde werden gutartige und bösartige Erkrankungen der hormonbildenden Drüsen (Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Nebenniere, Bauchspeicheldrüse und die NET/GEP Tumore, genetisch bedingte hormonelle Tumorsyndrome) behandelt.
Befunde, die zur Indikationsstellung notwendig sind:
Zur Erstvorstellung an der Spezialsprechstunde sind folgende Unterlagen notwendig:
Überweisung durch Facharzt bzw. Hausarzt mit klarer Fragestellung
Blutuntersuchung : T3, T4, TSH, Thyreoglobulin AK (TAK), TPO AK (MAK), Calcitonin, Calzium, Parathormon
Ultraschallbefund (even. Bilder)
Szintigraphiebefund (Bilder)
Weitere Befunde optional : Computertomograhie, MRI bei Nebenierentumoren
Gutartige Schilddrüsenerkrankungen (benigne Struma)
Die Schilddrüse (de.wikipedia.org/wiki/Schilddrüse) ist ein schmetterlingsförmiges Organ, bzw. eine hormonproduzierende Drüse. Sie liegt hufeisenförmig vor der Luftröhre und ist mit dieser durch ein Band (Gruberband, Berry-Ligament) verbunden.
Die Schilddrüse produziert die Schilddrüsenhormone (T3, T4), welche stimulierend auf alle Organfunktionen wirken! Deshalb sind bei einem Überschuss an Schilddrüsenhormonen alle Organfunktionen stimuliert, während sie bei einer Unterfunktion verlangsamt sind.
Krankhafte Vergrößerungen der Schilddrüse nennt man Kropf (Struma). Die häufigste zu operierende Schilddrüsenerkrankung ist die Knotenstruma mit Verdacht auf Vorliegen eines Schilddrüsenkarzinoms. Eine der bekannten Ursachen der Knotenstruma ist ein Jodmangel in der Nahrung, welcher seit Jahrzehnten erfolgreich durch Jodzusatz im Speisesalz bekämpft wird. Viele Patienten haben aber in der Kindheit noch einen relativen Jodmangel erlitten bzw. sind unter Jodmangel aufgewachsen. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass die Knotenstruma vielfach eine familiäre (genetische) Grundlage hat. Durch Beseitigung des Jodmangels ist das Größenwachstum der Knoten nicht mehr so ausgeprägt.
Knotenstruma (Struma multinodosa)
Hier bestehen in der Schilddrüse mehrere Knoten unterschiedlicher Größe. Sie können bis zu 10 cm im Durchmesser und größer werden. Bei vielen Knoten in der Schilddrüse ist es schwierig jeden Knoten hinsichtlich seiner Bösartigkeit zu untersuchen. Zudem kann eine Knotenstruma kosmetisch beeinträchtigen und auch die Luft- und Speiseröhre einengen.
Kalter Knoten, Verdacht auf Schilddrüsenkarzinom
Wenn bei Ihnen ein kalter Knoten beschrieben wurde, so heißt das, dieser Knoten kann kein Schilddrüsenhormon produzieren. In unseren Breiten sind ca. 10% der kalten Knoten bösartig. Zurzeit gibt es keine Methode, mit der vor der Operation eine Bösartigkeit mit Sicherheit Bei einem kalten Knoten bzw. wenn aus den Voruntersuchungen sich der Verdacht der Bösartigkeit ergibt, wird meistens der betreffende Schilddrüsenlappen entfernt und eine sog. „Schnellschnittuntersuchung“ durchgeführt. Während Sie noch in Narkose liegen wird das entfernte Schilddrüsengewebe zum Institut für Pathologie geschickt und dort hinsichtlich einer Bösartigkeit histologisch (feingeweblich) untersucht. In ca. 70%-80% (d.h. nicht in allen Fällen) kann die richtige Diagnose im Schnellschnitt gestellt werden. Jedes Gewebe, das im Schnellschnittverfahren untersucht, wurde wird ausnahmslos in weiteren Gewebeuntersuchungen genauestens aufgearbeitet. Wenn nun entweder schon im Schnellschnitt während der Operation oder in wenigen Fällen erst nach Vorliegen der immer durchgeführten ausführlichen Gewebeuntersuchung ein bösartiger Tumor der Schilddrüse diagnostiziert wurde, wird wenn erforderlich eine komplette Entfernung der Schilddrüse und der Halslymphknoten angeschlossen.
Schilddrüsenüberfunktion
Bei der Schilddrüsenüberfunktion bildet die Schilddrüse zu große Mengen an Schilddrüsenhormonen. Diese Funktionsstörung wird auch als Hyperthyreose bezeichnet. Dadurch können verschiedene wichtige Funktionen des Körpers aus dem Gleichgewicht geraten. Zum Beispiel Herzschlag, Blutdruck oder Stoffwechsel.
Bei Schilddrüsenüberfunktion wird in gewissen Fällen die Operation durchgeführt. Bei einer sogenannten „multifokalen Autonomie“ wird die Überfunktion durch mehrere hormonproduzierende Knoten verursacht. In diesen Fällen zeigt nur die Operation einen entsprechenden Erfolg.
Beim autonomen Adenom besteht nur ein Knoten, welcher zu einer Überfunktion führt. Mit der Radiojodtherapie ist hier eine alternative Methode zur Operation gegeben.
Morbus Basedow
Beim sogenannten Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper gegen die Schilddrüse gerichtet sind, und diese zu einer dauernden überschießenden Hormonproduktion stimulieren. Bei der Hälfte der Patienten kommt es zu einem Hervortreten der Augäpfel (Orbitopathie). Bei sehr großen Strumen, Unverträglichkeit der notwendigen Medikamente, bei Frauen unter 40 Jahre und Kindern wird bei dieser Erkrankung nicht die Radiojodtherapie sondern die Operation der Schilddrüse empfohlen.
Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinome)
Bei differenzierten Schilddrüsenkarzinomen (papilläres und follikuläres Schilddrüsenkarzinom) wird wegen vieler Vorteile für das Outcome eine totale Thyroidektomie mit zentraler und auch lateraler funktioneller Lymphadenektomie durchgeführt. Der wichtigste Vorteil der Thyroidektomie beim Schilddrüsenkarzinom ist die bessere Effektivität der nachfolgenden Radiojodtherapie. Weitere Vorteile sind die eventuelle Entfernung von zusätzlichen Tumorherden, da das papilläre Karzinom in bis zu 50% multizentrisch (mehrere Tumorherde in der Schilddrüse) auftritt; Thyreoglobulin ist nur dann als Tumormarker brauchbar, wenn eine komplette Thyroidektomie vorliegt (auch gutartiges SD-Gewebe sezerniert Thyreoglobulin), etc. Nur beim occulten (nicht intraoperativ durch Schnellschnitt diagnostizierten) Mikrokarzinom (Definition: Tumordurchmesser kleiner 1 cm, keine Überschreitung der Schilddrüsenkapsel, Tumor komplett entfernt) wird keine nachfolgende Komplettierungsthyroidektomie (Entfernung der Schilddrüsenreste) und auch keine Radiojodtherapie gefordert. Wird hingegen das Mikrokarzinom intraoperativ mittels Schnellschnitt diagnostiziert, wird eine totale Thyroidektomie mit zentraler Lymphadenektomie empfohlen (ermöglicht in jedem Fall eine nachfolgende Radiojodtherapie, welche aber nur bei high risk-Mikrokarzinomen in Erwägung gezogen wird)..
Voruntersuchungen zu Schilddrüsenoperation
– nuklearmedizinische Voruntersuchung (Schilddrüsenambulanz)
– internistische Voruntersuchung (bei Patienten älter wie 40a)
– laryngiologische Untersuchung (Stimmbandfunktion) vom HNO Arzt
Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus)
Bei einem Hyperparathyreoidismus liegen erhöhte Blutwerte des Parathormons und Calzium vor.
Das Parathormon wird von den Nebenschilddrüsen produziert. Diese sind wie schon der Name sagt im Bereich der Schilddrüse gelegen. Normalerweise hat man vier Nebenschilddrüsen. Das Parathormon bewirkt über mehrere Mechanismen eine Erhöhung des Kalziumspiegels im Blut. Der wichtigste Mechanismus ist die Freisetzung von Kalzium aus dem großen Kalziumdepot des Skeletts. Beim Gesunden wird das Parathormon in den Blutkreislauf abgegeben, wenn der Blutkalziumspiegel vermindert ist, um diesen wiederum zu normalisieren. Falls eine Nebenschilddrüsenüberfunktion besteht, wird ständig inadäquat Parathormon aus einer oder mehreren Nebenschilddrüsen ausgeschüttet.
Der primäre Hyperparathyroidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion) ist neben der Zuckerkrankheit eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen. Bis auf wenige vererbte Formen des primären Hyperparathyroidismus ist die Ursache unbekannt. Die Beschwerden sind mitunter vor allem im Anfangsstadium der Nebenschilddrüsenüberfunktion relativ uncharakteristisch (Knochenschmerzen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit), sodass nicht an eine Nebenschilddrüsenüberfunktion gedacht wird. Erst bei längerem Bestehen können schwerere Knochenveränderungen (10% der Patienten erleiden bei leichteren Verletzungen schon Knochenbrüche), Nierensteine, aber auch diffuse Verkalkungen der Niere oder auch Funktionseinschränkungen der Niere ohne Verkalkungen, auftreten. Das Entstehen von Magen-und Zwölffingerdarmgeschwüren wird durch den ständig erhöhten Kalziumspiegel im Blut gefördert. Weiters ist der adäquate Kalziumspiegel im Blut für die Funktion der Nerven-und Muskelzellen von Bedeutung. Bei ständig erhöhtem Blutkalziumspiegel kann es deshalb zu einer Beeinträchtigung der Funktion der Nervenzellen und Muskulatur kommen. Viele Patienten klagen über Müdigkeit und Leistungsschwäche bzw. haben psychische Probleme wie Depression etc. (endokrines Psychosyndrom). In den letzten Jahren wurde durch Studien bekannt, dass Patienten mit Nebenschilddrüsenüberfunktion vermehrt kardiovaskuläre Probleme (Herzinfarkt, Hirninfarkt, Durchblutungsstörungen der Extremitäten etc.) bekommen.
Eindrüsenerkrankung
Da mit 90 – 95 %iger Wahrscheinlichkeit nur eine der 4 Nebenschilddrüsen krankhaft verändert ist, muss man in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nur diese eine veränderte Nebenschilddrüse entfernen.
Nebennierentumoren und Erkrankungen
Die Nebennieren gehören zu den Hormondrüsen des Körpers. Sie produzieren mehrere lebenswichtige Hormone. Tumore der Nebenniere können Hormone im Überschuss produzieren (hormonaktive Tumoren) und führen dadurch zu klinischen Symptomen. Die überwiegende Zahl der Tumoren ist jedoch symptomlos (hormoninaktiv) und wird zufällig im Rahmen von Bauchultraschall, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie entdeckt (Inzidentalom ).
Ein Tumor bedeutet nicht automatisch eine Krebserkrankung; der Großteil der Tumore in den Nebennieren ist gutartig. Meist handelt es sich um sogenannte Adenome (d.h. eine Wucherung von Drüsengewebe).
Bösartige Tumoren finden sich in der Nebenniere insgesamt selten. Man unterscheidet Metastasen, d.h. Absiedelungen von Tumoren aus anderen Organen, und bösartige Tumore der Nebenniere selbst. Bei Letzteren handelt es sich meist um ein sogenanntes Karzinom der Nebennierenrinde (adrenokortikales Karzinom); es tritt bei etwa ein
bis zwei Menschen pro einer Million Einwohner auf.
Intraoperative Recurrensdarstellung (Stimulation, Neuromonitoring), Operation mit Lupenbrille, minimal invasive videoassistierte Thyreoidektomie (MinVA-T)
Intraoperative Schnellschnitt-Diagnostik
Kurzer postoperativer Aufenthalt (2 bis 3 Tage), Drainagen grundsätzlich am ersten Tag entfernt
Qualitätskontrolle durch postoperative Prüfung der Stimmbandfunktion
Alkoholinstillation bei autonomen Adenomen