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Viszerale Onkologische Chirurgie

Ärzteteam:
OA Priv.-Doz. Dr. Reinhold Kafka-Ritsch
OÄ Dr.in Elisabeth Gasser (dzt. in Karenz)
OÄ Dr.in Marijana Ninkovic
FÄ Dr.in Veronika Kröpfl
OA Dr. Andreas Lorenz, FEBS
OA Dr. Daniel Antonio Morales Santana
FÄ Dr.in Silvia Oberparleiter
OA Priv.-Doz. Dr. Florian Primavesi

Spezialsprechstunde:
Donnerstag 09:00 bis 14:00
Tel. +43 (0)50 504 22511

A-6020 Innsbruck, Anichstraße 35, Haus 8, EG, Ambulanz

Der viszeral-onkologische Bereich beschäftigt sich mit der Diagnostik und Behandlung sowohl von gutartigen Erkrankungen des Magen-Darmtraktes (Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Divertikulose/Divertikulitis), als auch von bösartigen Tumoren des Magen-Darmtraktes (Dünndarm, Dickdarm und Mastdarm), des Bauchfelles (Peritoneum) sowie mit Sarkomen (bösartige Weichteiltumore) des Bauchraumes.

Kolorektales Karzinom

  • Das kolorektale Karzinom ist bei Frauen und Männern in Österreich die dritthäufigste bösartige Erkrankung mit einer Inzidenz von 4467 Erkrankungen/Jahr (Stand 2022/ Statistik Austria).
  • Symptome: Blut im/am Stuhl, (lokale) Schmerzen, Veränderungen im Stuhlverhalten, Leistungsknick, ungewollte Gewichtsabnahme.
  • Diagnostik: (digital-rektale) Untersuchung, Koloskopie mit Biopsie; ist diese nicht durchführbar flexible Rektoskopie/Sigmoideoskopie mit Biopsie. Zusätzlich Körperstamm-Computertomographie, Magnetresonanztomographie des Beckens, Tumormarker im Labor.
  • Therapie: jeder Fall wird vorerst im interdisziplinären Tumorboard diskutiert. Je nach Stadium wird hier ein entsprechender Therapie-Algorithmus empfohlen. Zu den chirurgischen Möglichkeiten zählen:
    • lokale Exzision (T1N0 Tumor, geringes Risiko)
    • onkologische Resektion mit Totaler mesorektaler Exzision/ Partieller mesorektaler Exzision (Rektum-Karzinom) mit ggf. vorangegangener und/oder anschließender (Radio)-Chemotherapie, onkologische Kolon-Teilresektion unter Mitnahme der lokoregionären Lymphknoten (Hemikolektomie rechts/links, Transversum(Segment)-Resektion).
  • Nachsorge: alle Fälle werden postoperativ erneut im interdisziplinären Tumorboard besprochen. Hier ergeht dann die Empfehlung zur onkologischen Nachsorge oder zu einer etwaigen entsprechenden postoperativen Therapie.

Dünndarmtumore (Dünndarmkrebs)

Dünndarmkrebs, im Vergleich zum Dickdarm- oder Magenkrebs eine seltene Krebsart, ist eine Erkrankung, bei der Krebszellen im Gewebe des Dünndarms gefunden werden. Oft wird eine Röntgenuntersuchung des oberen Verdauungstraktes (Magen-Darm-Passage) veranlasst, um Erkrankungen des Dünndarms zu erkennen. Auch eine Computertomographie und/oder Magnetresonanztomographie (MRT) kann in der Diagnose von Dündarmtumoren sehr hilfreich sein. Immer wieder zeigen sich diese Tumore als Ursache für einen Darmverschluss und werden dabei oft erst im Rahmen von Notfalloperationen zufällig entdeckt. Je nachdem welche Zellen den Ausgangspunkt der bösartigen Entartung im Dünndarm darstellen, handelt es sich um vollkommen unterschiedliche Krebsarten mit unterschiedlicher Behandlungsstrategie und vor allem auch unterschiedlicher Prognose (Karzinome, neuroendokrine Tumore, Gastrointestinale Stromatumore, Lymphome, …).  Da die Hauptsymptome von Dünndarmtumoren oft Blutung oder Darmverschluss bzw. zumindest die Vorstufe davon sind, muss fast immer eine operative Entfernung des Tumors unabhängig von der Krebsart durchgeführt werden. Ob eine anschließende Chemotherapie oder eine sonstige medikamentöse Therapie notwendig ist, wird in der interdisziplinären gastrointestinalen Tumorkonferenz entschieden.  Alle bei uns operierten Patienten werden in der Sprechstunde für Gastrointestinale Tumore vorerst alle 3 Monate, dann halbjährlich und später jährlich nachkontrolliert.

Gastrointestinaler Stromatumor (GIST)

Gastrointestinale Stromatumore (GIST) sind seltene Tumore des Magen-Darmtraktes, die etwa 80% der bösartigen Weichgewebstumore des Magen-Darmtraktes darstellen. Derzeit geht man von einer Inzidenz von ungefähr zwei pro 100.000 Einwohner aus. GISTs sind auf den gesamten Magen-Darmtrakt verteilt (Speiseöhre 5%, Magen 40%-70%, Zwölffingerdarm 6%, Dünndarm 20%-35% sowie im Dick- und Mastdarm 5%-15%). Aufgrund dieses unterschiedlichen Vorkommens ist auch die Diagnosestellung sehr unterschiedlich: im Rahmen einer Notfalloperation wegen Darmverschluss oder Darmdurchbruch, aufgrund einer Blutung im Verdauungstrakt oder im Bauchraum, aber auch als Zufallsbefund während einer Operation oder während einer Magen- oder Darmspiegelung. Insgesamt werden zirka 80% aller GISTs mittels Endoskopie diagnostiziert. Bevor allerdings eine Behandlung geplant werden kann, müssen weitere spezielle Untersuchungen (CT, MRT, PET, Endosonographie) durchgeführt werden, um die Erkrankung und vor allem deren Ausdehnung besser einschätzen zu können. Wenn GISTs auf das Ursprungsorgan begrenzt sind, d.h. es zu keinen Metastasen gekommen ist, ist die operative Entfernung die Therapie der Wahl. Anders als bei Karzinomen reichen beim GIST meist limitierte, organsparende Operationen aus. Bei fortgeschrittenen Erkrankungen muss die Chirurgie mit modernen zielgerichteten Medikamenten (Glivec, Sutent) kombiniert werden. Ob und wann (vor und/oder nach der Operation) diese Medikamente eingesetzt werden, wird in unserer interdisziplinären gastrointestinalen Tumorkonferenz gemeinsam entschieden. Alle bei uns operierten Patienten werden in der Sprechstunde für Gastrointestinale Tumore vorerst alle 3 Monate, dann halbjährlich und später jährlich nachkontrolliert.

Abdominelle (intra- und retroperitoneale) Sarkome

Weichgewebssarkome sind eine heterogene Gruppe bösartiger Tumore, die ca. 1% aller bösartigen Tumore ausmachen. In der Diagnostik sind vor allem die Computertomographie und die Magnetresonanztomographie überaus hilfreich. Eine optimale Diagnostik sowie die interdisziplinäre Therapieplanung im Tumorboard sind essentiell für den Erfolg einer Behandlung, in deren Zentrum der radikale operative Eingriff steht. Dabei müssen oft ausgedehnte Operationen, oft mit Entfernung mehrerer angrenzender Organe durchgeführt werden. Der Langzeiterfolg solch einer Operation kann allerdings nur durch die Kombination mit anderen Therapien (Strahlentherapie, Chemotherapie) erreicht werden. Dabei spielen die geplante und korrekt durchgeführte Gewebsentnahme (Biopsie) vor Therapiebeginn (um eine exakte feingewebliche Diagnose zu haben), die intraoperative Schnellschnittuntersuchung sowie die intraoperative Strahlentherapie eine entscheidende Rolle. Bei retroperitonealen Sarkomen (Sarkome im hinteren Bauchraum) sollte immer in Bereitschaft einer intraoperativen Strahlentherapie operiert werden. Alle bei uns operierten Patienten werden in der Sprechstunde für Gastrointestinale Tumore vorerst alle 3 Monate, dann halbjährlich und später jährlich nachkontrolliert.

Peritonealmalignome (Bösartige Tumore des Bauchfelles)/HIPEC

Bösartige Tumore des Bauchfelles (Peritoneum) unterteilen sich in Tumore, welche primär vom Bauchfell ausgehen und in Tumore, welche sekundär das Bauchfell als Metastasen befallen (Peritonealkarzinose, z.b. beim Dickdarm- oder Magenkrebs). Vor allem Tumore der Appendix (Wurmfortsatz, oft als „Blinddarm“ bezeichnet) zeigen relativ häufig einen Befall des Bauchfelles. Zu den primären Tumoren gehören beispielsweise das Peritonealmesotheliom oder das Pseudomyxoma peritonei.Die einzige heilende Behandlungsmöglichkeit dieser aggressiven Tumore bildet die Kombination aus einer operativen Entfernung aller sichtbaren Tumorknoten und der Durchführung einer Chemotherapie im Bauchraum während der Operation (Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie, HIPEC). Diese Chemotherapie wird mit zirka 42°C verabreicht, weil die Wirksamkeit dadurch erhöht wird. Oftmals geht die Operation mit Multiviszeralresektionen (Entfernung mehrerer Organe) sowie Entfernung von Teilen oder des gesamten Bauchfelles (Peritonektomie) einher, damit das Ziel der radikalen Tumorentfernung erreicht werden kann. Als größtes Peritonealkarzinosezentrum Westösterreichs führen wir diese hochspezialisierte Behandlung seit 2006 durch. Alle bei uns operierten Patienten werden in der Sprechstunde für Gastrointestinale Tumore vorerst alle 3 Monate, dann halbjährlich und später jährlich nachkontrolliert.

Familiäre (erbliche) Tumorerkrankungen des Magen-Darmtraktes

Bei der Tumorentstehung spielen Veränderungen des Erbgutes („Mutationen“), das in den Genen in den Zellen liegt, eine entscheidende Rolle. Treten Magen- oder Darmkrebs in einer Familie unter Blutsverwandten gehäuft oder in einem außergewöhnlich frühem Lebensalter auf, ist es sinnvoll, beim Patienten und bei seinem Verwandten bestimmte Gentests an Blutproben durchzuführen, um das Risiko des Entstehens einer Tumorerkrankung bei den Familienmitgliedern abschätzen zu können. Ebenso kann es sinnvoll sein, nach einer Tumoroperation nach Genmutationen im Tumorgewebe zu suchen, um voraussagen zu können, ob eine bestimmte medikamentöse Behandlung sinnvoll ist oder nicht. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Humangenetik und dem Institut für Pathologie der Medizinischen Universität Innsbruck bieten wir diese Tests unseren Patienten an.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Colitis ulcerosa

  • Zählt zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und kann sich vom Rektum ausgehend über den gesamten Dickdarm ausbreiten.
  • Symptome: blutige Durchfälle, häufiger Stuhlgang, krampfartige Bauchschmerzen. Die Beschwerden treten in Schüben auf.
  • Diagnostik: zur Diagnosesicherung ist eine Koloskopie inklusiver (Stufen)-Biopsie notwendig
  • Therapie: Die Behandlung der Colitis ulcerosa erfolgt primär konservativ/medikamentös (über Univ-Klinik f. Innere Medizin/Gastroenterologie). Kommt es hier zu keinem Ansprechen der Therapie erfolgt eine chirurgische Sanierung. Als chirurgische Möglichkeiten können hier Teilentfernungen oder auch die komplette Entfernung des Dickdarmes mit jedoch erhalt der Kontinenzfunktion (Proktokolektomie mit ilio-analem Pouch) durchgeführt werden.

Morbus Crohn

  • Zählt ebenfalls zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und kann den gesamten Magen-Darm-Trakt befallen, wobei der letzte Abschnitt des Dünndarms (Ileum) typischerweise betroffen ist.
  • Symptome: (unblutige) chronische Durchfälle, Bauchschmerzen (häufig rechter Unterbauch), perianale Fisteln und Abszesse
  • Diagnostik: zur Diagnosesicherung ist eine Koloskopie inklusiver (Stufen)-Biopsie notwendig
  • Therapie: Die Behandlung des Mb. Crohn erfolgt primär konservativ/medikamentös (über Univ-Klinik f. Innere Medizin/Gastroenterologie). Eine chirurgische Therapie erfolgt bei Komplikationen wie Darmverengung (Stenose, Strikturen) oder perianalen Fisteln bzw. Abszessen. Die Eingriffe werden möglichst minimal-invasiv sowie darmsparend durchgeführt.

Divertikulose/Divertikulitis

  • Bei der Divertikulose finden sich Ausstülpung des Darmes (= Divertikel). Dies ist eine der häufigsten Veränderungen des Magen-Darm-Traktes und das Auftreten nimmt mit zunehmendem Lebensalter zu (ca. 65% der 85-Jährigen betroffen). Eine Entzündung der Divertikel wird als Divertikulitis bezeichnet.
  • Symptome: Die Divertikulose ist meist symptomlos. Bei der Divertikulitis treten u.a. linksseitigen Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten und Fieber auf. Eine komplizierte Divertikulitis kann zu Abszess, Perforation, Verengung oder Fistelbildung führen. Gefäße innerhalb der Divertikel können bluten, sodass rektale Blutabgänge auftreten.
  • Diagnostik: Koloskopie, vor allem in der Akutdiagnostik Bildgebung mittes CT-Untersuchung
  • Therapie: Je nach Schweregrad der Divertikulitis erfolgt die Behandlung konservativ (Antibiotikum), mittels Punktion von Abszessen oder chirurgisch mit Resektion bei großen Abszessen, Perforationen oder weiteren Komplikationen wie Fisteln.